FORUM FRAUEN – Lesungen und ein Interview- und Gesprächsabend mit Sr. Philippa Rath zum Thema „Frauen ins Amt“
Die Arbeitsgruppe „Regenbogenkirche für alle“ spannt mit dieser Reihe den Bogen ihrer Aktivitäten gegen Diskriminierungen verschiedener Art weiter. War der Schwerpunkt unserer Arbeit im vorigen Jahr das Thema „Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, Wiederverheirateten und Geschiedenen“, so widmen wir uns aktuell dem Schwerpunkt „Diskriminierung von Frauen“ in der katholischen Kirche.
In der Reihe FORUM FRAUEN fanden bisher insgesamt drei Veranstaltungen statt. Als inhaltliche Einstimmung in das Thema dienten zwei Lesungen, die am 7. Juni in der Kirche St. Joseph/Wülfrath und am 14. Juni in der Kirche Hl. Familie/Mettmann gehalten wurden.
Abwechselnd lasen Ulrike Platzhoff und Kinga Varga Berufungsgeschichten von Frauen zum diakonischen und priesterlichen Dienst aus dem Buch „Weil Gott es so will“ von Sr. Philippa Rath. Das Buch ist eine „eindrucksvolle Sammlung authentischer Lebenszeugnisse, die das erschütternde Bild einer ungeheuren Charismen-Verschwendung zeigt, die sich in der katholischen Kirche seit Jahrzehnten ereignet hat und immer weiter ereignet“ (Katholischer Deutscher Frauenbund).
Im zweiten Buch „Frauen ins Amt“ hat Philippa Rath 100 persönliche Erfahrungszeugnisse von Kirchenmännern gesammelt; daraus rezitierte Pfarrer Ullmann eindrucksvolle Texte. Das Buch „hat innerhalb und außerhalb der Kirche große Aufmerksamkeit gefunden und das Thema Ämter für Frauen in der Kirche erneut in den Fokus der Diskussion gerückt, nicht zuletzt auch im Synodalen Weg“ (Verlag Herder).
Die Texte aus der Perspektive der Frauen aus dem ersten Buch und aus der Perspektive der Männer aus dem zweiten Buch wollen ermutigen, die vielfältigen Charismen und Begabungen der Frauen wirksam werden zu lassen.
Nach den Lesungen fand am 27. Juni 2024 in der Kirche „Heilige Familie“ in Mettmann ein Interviewabend mit Schwester Philippa Rath, der Autorin der beiden Bücher statt. Wir als Arbeitsgruppe haben Schwester Philippa zu uns in den Sendungsraum eingeladen, nachdem wir sie bei einer Veranstaltung in Langenfeld im vergangenen Jahr erleben durften. Sofort hatte sie die Einladung angenommen, was uns sehr gefreut hat!
Wer sie noch nicht kennt: Sr. Philippa ist Benediktinerin, Politikwissenschaftlerin, Historikerin, Theologin, Autorin Frauenaktivistin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Für ein Interview auf Augenhöhe haben wir uns mit Cordula Spangenberg eine erfahrene Journalistin und Diplomtheologin gesucht, die durch den Abend führte, was ihr sehr gut gelungen ist, was auch die rege Beteiligung durch das Publikum zeigte, die sie immer wieder mit Fragen einbezogen hat.
Bevor das Interview startete, konnten die zahlreichen Gäste am aufgebauten Büchertisch stöbern, wo es nicht nur frauentheologischen literarischen Input gab, sondern auch viele verschiedene Veröffentlichungen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) ausgelegt waren.
Und jeder Gast hatte die Möglichkeit, seine Meinung zur Frage „Was wünsche ich mir von der katholischen Kirche“ aufzuschreiben – so ist ein bunter Katalog mit Wünschen und Erwartungen an einer Pinnwand entstanden, die später noch eine Rolle spielen werden…
„Haben Sie die Hoffnung, dass Frauen in der kath. Kirche in naher Zukunft eine gleichberechtigte Rolle spielen werden?“- diese Umfrage stelle Emily Birkner von der AG „Regenbogenkirche für alle“, die in den Abend einleitete, anfangs allen TeilnehmerInnen; das Bild VOR dem Interview – rote Bausteine für Nein-keine Hoffnung – wurden zahlreicher „verbaut“.
Die Interviewantworten selbst gaben vielschichtige Einblicke und viel von Sr. Philippas Einschätzungen, Hoffnungen und Wissen preis, etwa die Tatsache, dass Studien zufolge bei den Gründen zum Austritt aus der katholischen Kirche erster Stelle das Thema „Missbrauch“ steht und erst mit großem Abstand das Thema „Frauen“ folgt.
Wenn Frauen (durch das Halten von Predigten oder Gottesdiensten etc.) einen kalkulierten Regelbruch im Sinne des Kirchenrechtes begehen, Verantwortliche dies dulden oder fördern und beide damit Risiken wie ein Berufsverbot eingehen, müssen sie das, so Philippa Rath, in erster Linie mit sich selbst vereinbaren.
Sr. Philippa möchte keine Patentrezepte verteilen, wie man in diesem Thema Fortschritte erzielen kann. Sie möchte keine Untergrundkirche gründen, sondern dazu aufrufen, „offensiv für Veränderungen einzutreten“.
Spannend war auch ihre Aussage „Katholisch ist weit, nicht römisch“! Wie der Glaube zu Menschen kommen kann und die Kirche aussehen soll? Sr. Philippas Antwort: eine geschwisterliche Kirche im gemeinsamen Austausch, eine barmherzige Kirche ohne Ausgrenzung, eine diakonische Kirche, Gemeinden, die Begabungen fördern (…und nicht Geschlechter…), welche neidlos anerkannt werden.
Der bürokratische Wasserkopf in den römisch-katholischen Kirche sei abschreckend, so Sr. Philippa.
Kraft für ihr Tun gebe ihr die Begegnung mit Menschen und die Heilige Schrift, ließ sie das Publikum wissen und ermunterte, nicht locker zu lassen in Bemühungen um Veränderung und nicht der Kirche den Rücken zu kehren, sondern dran zu bleiben, auch wenn es noch keine Einigung in der Frauenfrage bei der Weltsynode gäbe. „Es ist viel in Bewegung“, so Sr. Philippa, Hoffnungsträgerin an diesem Abend.
Den Gästen, die zur Veranstaltung gekommen waren, machte sie mit ihren Ausführungen viel Mut und lobte ausdrücklich die Arbeit im ökumenischen Zentrum in Heilige Familie sowie die Aktivitäten unserer Arbeitsgruppe.
Am Ende beantwortete das Publikum die erneute Umfrage positiver als zu Beginn des Abends.
Die AG überreichte abschließend sowohl Sr. Philippa (als Dankeschön für ihr Kommen und die ausführliche Beantwortung aller Fragen) als auch Cordula Spangenberg (für ihre kompetente Moderation und Aktivierung des Publikums) jeweils ein mit Körnern gefülltes und erwärmbares “Neanderthaler Mammut“, falls Themen wie die „Frauenfrage“ mal wieder als Mammutaufgabe erscheinen und Bauchschmerzen bereiten.
Der Abend ging bei regem Austausch und viel Diskussion auf dem Kirchplatz zu Ende.
Für die gesammelten „Wünsche und Erwartungen“ soll es noch nicht das Ende sein – zu einem Termin nach den Sommerferien wollen wir diese unserem Erzbischof Kardinal Wölki in Köln überreichen!
Eben dranbleiben und offensiv für Veränderungen eintreten…